Letzte Woche war es so weit. Es ging nach Italien zum Crossen und im Gepäck hatte ich meine nagelneue KTM 350 SXf Cairoli Replica. Wir fuhren nach Rivarolo und Torre.
Vormittag um 10Uhr an der Strecke angekommen und erst mal ausgeladen. Es war ziemlich kalt nur 3°C aber beim ersten Start des kalten Motors kam schon mal der „Ahaa“ Effekt, eine Sekunde auf den E-Start Knopf gedrückt und das Aggregat lief seidenweich mit absoluter konstanter Drehzahl ohne nach einiger Zeit „auszuploppen“ oder zu „stottern“ wie man es normalerweise von Vergasermotoren gewohnt ist (die 350er ist meine erste MX mit Einspritzung).
Die Strecke in Torre war 1A präpariert.
Die ersten Runden ging ich langsam an um Strecke und Motorrad kennen zu lernen. Aber schon nach kurzer Zeit war ich mit der 350er so vertraut als ob ich sie schon die ganze Saison gefahren hätte. Im Gegensatz zu meinen letzten Bikes - Honda crf450 und KTM 450sxf dort brauchte ich immer einige Betriebsstunden um halbwegs „auf dem neuen Gefährt Daheim“ zu sein. Das neue Chassis so wie das neugestaltete Design und somit die Sitzposition der 350er fühlte sich auf Anhieb gut an. Nur die neue Sitzbank war zu Beginn an den Kanten extrem hart und bereitet schon nach wenigen Runden schmerzen was sich aber nach 2-3 Betriebsstunden legte.
Ich bin ein Hobbyfahrer (90kg) immer nur 450er gefahren, ab und zu mal 250f probe gefahren. Ich kenne also die Vor- und Nachteile der beiden Hubraumklassen. Aber was die 350er an Fahrverhalten und Handling bietet ist wirklich das Beste aus beiden Klassen. Ich bin noch nie mit einer derartigen Leichtigkeit meine Runden gefahren. In meiner 450er Zeit bin ich auf engen kurvigen Streckenteilen meist immer die Außenlinie im Anlieger gefahren weil ich mich auf der Innenbahn in der Rille mit der großen 450er immer schwer getan habe. Nicht so mit der 350er die sich spielerisch und leicht um die Ecken durch die Rille fahren lässt.
Noch dazu war ich nach meinem eigenen Gefühl und auch laut Aussagen meiner Kollegen schon nach einen halben Tag auf der Strecke mit der 350sxf deutlich schneller als wie mit einer 450er. Ich kann mich jetzt voll und ganz auf das reine Fahren konzentriere und bin nicht mehr so mit dem Motorrad beschäftigt, oder muß mit meiner Kondition und der Motorleistung kämpfen.
Ein riesen Vorteil ist auch dass die 350sxf konditionsschonender als die großen MX1 Bikes sind. 20-25 Minuten mit 100% Einsatz durchzufahren was mit einer 450er für mich konditionell nie möglich gewesen wäre ist jetzt kein Problem mehr. Das ganze habe ich auch dadurch gemerkt dass ich den ganzen Tag über nie in eine Situation gekommen bin wo ich mir gedacht habe „Puhh, noch mal gut gegangen!!“ (ich denke ihr wisst was ich meine). Grund dafür ist, daß mich die Kombination Motor und Motorrad nie so überforderten als wie eine 450er.
Die Leistungsentfaltung und Charakteristik des 350sxf Motors ist im Vergleich zu einem 450er Vergasermotor viel linearer und viel sanfter. Trotz alledem hat das 350er Aggregat schon richtig Power wenn man am Gasgriff dreht und sich in den etwas höheren Drehzahlen bewegt. Aber die Fahrbarkeit ist einfacher und angenehmer. Generell will der Motor ein bisschen mehr auf Drehzahl gehalten werden und man braucht einen Gang mehr was aber meiner Meinung nach einen flüssigeren runderen Fahrstiel nach sich zieht weil ich mit der 450er immer sehr untertourig, ruppig und hart unterwegs war. Das einzige mal wo ich mir ein bisschen mehr Power aus dem Keller gewünscht hätte, war an einem Streckenabschnitt bzw. einer Kurve wo der Boden sehr tief und weich war weil sich dort immer das ganze Wasser sammelte. Auf diesen tiefen, weichen rilligen Boden merkt man schon dass es die 350sxf ein bisschen mehr zu schaffen macht im Vergleich zu einem großen MX1 Bike.
Ich habe auch ein par Rennstarts geübt. Auch hier überraschte mich die KTM mit einer gewaltigen Performance und Einfachheit. Durch die lineare Leistungsentfaltung braucht man sich kaum Sorgen um ein unkontrolliert hochkommendes Vorderrad oder durch ein wild umher schlagendes Heck zu machen. Die KTM schiebt nach vorne wie wie an der Schnur gezogen. Das bisschen weniger Leistung und das sanftere ansprechen im Vergleich zum 450er Vergasermotor bringt eine spürbare Verbesserung an Traktion und Fahrbarkeit am Start besonders für den Hobbyfahrer.
Ich möchte jetzt hier nicht alles durch die vielzitierte orange Fanbrille sehe, aber das was ich hier geschrieben habe ist mein subjektiver eigener Eindruck.
Abschließend kann ich zu meinen Wechsel auf die KTM 350sxf nur sagen dass es für mich die absolut richtige Entscheidung war. Weil ich als Hobbyfahrer mit den 450ern ein wenig überfordert war und für eine 250f einfach zu schwer und der Motor verzeiht beim fahren nicht so leicht einen Fehler.
Mit der 350sxf bin ich auf Anhieb schneller, kann länger fahren (Kondition), ist einfacher zum fahren, ich kann einen saubereren Stil fahren, bin schneller am Start.