Ich seh das Thema der Arbeitsmoral auch etwas differenzierter. Mir wird von den Mitarbeitern meiner Abteilung immer wieder erklärt, dass die zusätzlichen "Nichtarbeitszeiten" in meiner Position mit dem Gehalt sowie Entsendezulagen etc. mitgetragen werden würden. Und die Kollegen erklären mir immer wieder das ich mich glücklich schätzen könne, da ich ja ständig die Verpflegungspauschalen etc. plus ne preiswerte Kantine bei den meisten Kunden hätte... Bis sie selber mal ran müssen und merken, dass man 14h unterwegs ist und Stundenkonto 8h zählt. 14€ für nen halben Tag sind da sicher kein passendes Schmerzensgeld.
Hier bei uns im Osten sind wir leider noch nicht flächendeckend auf dem Stand Fahrten zu Arbeitszeiten zu werten. Nach und nach wird es allerdings besser. Auch müssen sich heutzutage die Kollegen keine Doppelbetten mehr teilen. Die Jobs in Industrie in zweiter Reihe und Handwerk sind in Summe uninteressanter als andere.
Definitiv liegt es nicht an der Generation perse sondern eher an der Auswahl, die man vor die Augen bekommt. Früher hatte man in der Kfz Werkstatt schon zielstrebige motivierte Leute, weil sie sich oftmals durch zig Bewerber durchgesetzt haben um den Job zu bekommen. Heutzutage will kaum jemand sowas machen und man bekommt halt dann nichts ausgesiebtes mehr.
Ich denke schon dass es genug motivierte Jugendliche gibt, die Vollgas geben. Nur machen die das halt auf Insta, Youtube oder im Studium.
Was damals wie heute in meinen Augen nicht dazu gehört, ist ein unnötiger herablassender Befehlston. Ich hab aber auch nicht gediehnt... Wahrscheinlich haben die meisten ihre ersten beruflichen Erfahrungen in militärischen Zügeln erfahren und denken dass müsse so sein.
Ich selbst erwische mich auch immer wieder dabei, wie mein Blutdruck über Mitarbeiter nach oben schnellt. Oftmals liegt das nicht an dem Anderen (ich erwarte die Fehler, den Unwillen, die Suche nach Ausflüchten ja eigentlich schon zuvor). Ich kann mit der Situation dann selbst nicht klar kommen und geb meinem Gegenüber dann "meine Unfähigkeit" damit umzugehen um die Ohren. Das ist allerdings das Leid eines jeden mit Personalverantwortung einen Weg zu finden.
Mit entsprechender Achtung des Anderen kann man den ein oder anderen Nachteil der Branche schon kompensieren und ggf. über ein ordentliches Betriebsklima auch Nachwuchs rekrutieren. Z. B. die Kinder der Angestellten, die gerne in die coole Firma von Mama oder Papa einsteigen wollen.