In Siegen musste man sich nicht um die Phonprüfung kümmer, weil wie oben gesagt, das Urphon in der richtigen Hand war.
Aber bei den luftgekühlten Maicos oberhalb von 250ccm war die Lautstärke immer ein Problem. da gab es unterschiedliche Ansätze. Es gab z. B. einmal Endkappen (vom Ladi), die man abschrauben und um 120 Grad gedreht anbauen konnte: In einer Position ging das Abgas direkt durch den Dämpfer (wie bei der MX) und um 120 Grad gedreht verlängerte sich die Dämpferstrecke abnahmetechnisch .
Ein großer Teil des Radaus kam aber zusätzlich noch vom Ansauggeräusch aus dem nach oben hin offenen Luftfiltergehäuse. Da wurde mit Schaumstoffplatten getrickst, die dann bis zur ersten Kontrolle verloren gingen. Den Kühlrippen wurde das Schwirren abgewöhnt in dem die Zylinder rundum kleiner geschliffen und Moosgummistopfen zwischen die Kühlrippen geklemmt wurde. Aber eine verlässliche Lösung war das nie. Wenn der TK (vulgo Phon-Heini) gar zu unerbittlich war wurde auch mal einfach Wasser hinten reingeschüttet.
Ganz schlimm war es 1974 und 1975 bei der Gelände-DM. Da wurden nämlich noch Brems- und Beschleunigungsprüfungen gefahren und während der Beschleunigungsphase auf der linken Seite der Messstrecke das Geräusch gemessen. Ab 90 dBA gabs Strafzeit, die auf die Fahrzeit aufaddiert wurde!
Dass ich noch so gut weiß, dass die Phonmessung immer links stand (war in der Ausschreibung so vorgeschrieben) rührt daher, dass die großen KTMs (die ein ähnliches Problem hatten) eines schönen Tags für die Beschleunigungsprüfung auf der linken Maschinenseite mit einem Planenvorhang auftauchten, um den Radau in Richtung Phonmessgerät zu dämpfen. Das ging bei den KTM so, denn die hatten den Auspuff durch den Rahmen hindurch nach hinten rechts geführt. Bei den Maicos gings nicht, da hing der Auspuff links und war nicht im Rahmen geführt. Da wäre der Kunststoffvorhang zerschmolzen.
Ich erinnere mich noch daran, wie der Arsenius Butscher beim DM-Lauf 1975 in Gerstetten als TK während der ersten Runde, in der gemessen wurde, beim Peilmikrophon auf dem Acker stand und aufpasste, dass da nicht beschissen wurde, will heißen auch die richtigen Messwerte eingetragen wurden.
Gegen Ende der Saison waren die Planenvorführungen dann verboten und im Jahr darauf gabs keine Brems- und Beschleunigungsprüfungen mehr. Die hat niemand vermisst.