Hobbyprojekt einarmige Gabel

  • Auf die 20 m/s würde ich mich in den Diagrammen nicht so versteifen. Mit dem Programm Restackor kann eine Analyse der berechneten Kurven erfolgen. Es wird die Zeit errechnet welches das Fahrwerk braucht zum Ein- und Ausfedern und dazu werden die entsprechenden Ein- und Ausfedergeschwindigkeiten ermittelt. Um den kompletten Federweg zu nutzen, gibt Restackor eine Einfedergeschwindigkeit von 18 m/s raus. Das diese nun realistisch ist glaube ich auch nicht, aber aus Erfahrung kann ich sagen das man einen Anstieg im letzten Drittel des Diagramms beim Fahren in der Realität merkt. Also denke ich schon das das Diagramm den Fahrbereich abdeckt.

    GSNO Geländesport Nordost


  • Ist es nicht "einfacher" beides aus einem "Guss" zu fertigen (bezogen auf Bild 3) Was anderes macht ja z.B. dal soggio auch nicht? Änder sich das erwartete Verhalten nicht sobald sich der "Emulator" verdreht?


  • ....
    Ist es nicht "einfacher" beides aus einem "Guss" zu fertigen (bezogen auf Bild 3) Was anderes macht ja z.B. dal soggio auch nicht? Änder sich das erwartete Verhalten nicht sobald sich der "Emulator" verdreht?



    Es ist nicht einfacher, da du 3 mal mehr Fertigungsschritte und wesentlich mehr Zerspanung hast: Rückseite und O-Ring Nut. So lange es um Umbau geht, ist das original Basevalve ja vorhanden und der Emulator darauf somit eine günstige Lösung. Ein Gabelhersteller würde natürlich einteilig bauen.


    Du hast Recht, der Emulator muss innerhalb gewisser Toleranzen ausgerichtet eingebaut werden, genau wie delta Shims auch. Aber das geht problemlos. Verdrehen im Betrieb schließe ich bei korrekter Verschraubung aus. Ein Serienprodukt würde ich jedoch lieber mit einem Verdrehschutz ausrüsten.


    Hast du ein Bild vom Dal Soggio Ventil? Das was ich kenne hat mit dem hydraulischen Konzept vom Basevalve Emulator nichts gemeinsam. (Es ist halt ein 4 Port Kolben statt 3 Port)


    VG Erhard

    Don´t ask what you can do for your suspension - ask what your suspension can do for you!

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  • ... Also mal sehen, was die Probefahrt sagt! ...


    Ich bin ebenfalls gespannt - Sonntag geht's scharf ... 8)



    ... P.S. Bei uns im Norden gibt es kein schlechtes Wetter. Ausfahrten werden erst ab minus 15°C und einem halben Meter Schnee in Frage gestellt und beides haben wir hier äußerst selten ...


    So sieht's aus. :D Is' aber ja eher lau gerade (lediglich der Wind soll etwas mehr als nur lau wehen - dann kommt eventuell halt noch der ein oder andere Baumstamm zum drüber fahr'n dazu ... :P )



    ... Im Enduro sind 10m/s noch eher denkbar. Wenn man nämlich mit 36km/h über einen ca. 30 cm dicken Baumstamm dübelt ohne fahrtechnische Kniffe. Oder 72km/h für 20m/s...
    Wer traut sich? ...


    Den ersten Versuch täte ich eventuell sogar gerade doch wagen - für den zweiten mit gut 70 Sachen täten mir dann wohl die Cojones fehlen (auch wenn die Abstimmung im Praxistest entsprechend überzeugen sollte ...) ;)

    Gruß Dirk



    - - Team GELÄNDESPORT NORDOST - -



    „Es müßte ein brauchbares Mittelding geben zwischen lückenloser Informiertheit und glücklicher Ahnungslosigkeit.“
    (P. Schumacher)


    „Es kommt nicht auf die Anzahl der gelebten Jahre an, sondern auf das, was im Buch der Erinnerungen steht.“
    (Alex Huber)

    • Offizieller Beitrag

    ...........
    Bereits "nur" 10m/s entspricht dem freien Fall aus ca. 5,1m Höhe. Kommt im MX nur bei Fahrfehlern vor, Wide open ins Flat oder Sprung mit Einschlag in den Gegenhang!
    (20m/s aus 21m Fallhöhe sind dann Werte, wo man nicht mehr ernsthaft diskutieren muss).......


    Das sehe ich anders, gerade beim MX ist das doch tägliches Brot.
    Nimm mal ne schnelle Gerade mit harten Kanten. Das sind zwar nur kleine Hübe aber ich behaupte mal - aus dem Bauch raus ohne da was zu rechnen - da ist die Einfedergeschwindigkeit deutlich höher als beim freien Fall aus 5 Metern .
    Über die 20 m/s kann man diskutieren , aber 10m/s sind meiner Meinung nach nicht so aussergewöhnlich.
    Und gerade solche kleinen harten Schläge machen einen ja fertig !

  • Richtig, ich habe es zugespitzt und pauschalisiert. Das Thema hat viel mehr Facetten.
    Wäre es aber gleich, würden sich Enduro und MX Fahrwerke mehr ähneln. ;)


    Für die Einfedergeschwindigkeit habe ich noch nicht viel Literatur gefunden. Thede schreibt (suspension Bible 2010; Seite 43) "the highest velocity I have ever recorded on the ShockClock is 15m/sec on a short supercross landing. (The rider hit the face didn´t quite make it.) ..... Changes in the damping curve over 15m/sec don´t have any practical effect, even in supercross racing."


    VG Erhard

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  • 15m/sec ist aber auch schon ein wort....

    You have to have the courage to sustain the situation that frightens you.


    Jedes Verbot ist eine leise Absage an die Idee, der Mensch sei vernunftbegabt.
    Stefan Geiger

  • Erste Testfahrten sind absolviert.


    Samstag war ich auf unser ansässigen MX-Strecke unterwegs. Tiefer Sand, teils sehr mottrig. Ist natürlich nicht das optimale Geläuf für eine Endurogabel, wollte aber sehen wie die Gabel sich schlägt. Anfangs war sie zu weich. Durchgeschlagen ist sie nicht, aber in dem tiefen weichen Sand mit ordentlich langen Wellen fühlt sich eine weiche Gabel unsicher an. Liegt sicher auch an der verbauten Federrate 4.6 N/mm (in meiner eigentlich verbauten CC-Gabel fahre ich 4.8 N/mm), aber nachdem ich die Druckstufe und Zugstufe fast komplett zudrehte, wurde es schon bedeutend besser. Anbremswellen waren kein Problem, hat sie komfortabel bewältigt. Neben der MX-Strecke gibt es ein paar Endurohindernisse (Steinfeld, Baumstämme, Reifen, Betonröhren ). Da fühlte die Gabel sich sehr kontrolliert und sicher an. Darum entschloss ich mich das Setting nochmal zu ändern. Erhöhte die Dämpfung im BV + MV, sowie bei der Zugstufe.


    Heute bin ich unsere Endurorunde gefahren. Alles Singletrails durchs Unterholz mit vielen Wurzeln. Tempo kann mit Sonderprüfung verglichen werden. Prinzipiell hat die Gabel funktioniert. Aber es zeigten sich noch einige Schwächen. Harte Schläge hat sie super weggeschluckt, kamen jedoch mehere hintereinander wurde es hin und wieder unkomfortabel. Rückschluss: Zugstufe zu straff. Also aufgedreht und es wurde besser. Problem jetzt, die Gabel wurde sehr nervös. Zugstufe wieder zugedreht und Druckstufe auch. Nun wurde der erste harte Schlag aber auch unkomfortabel, also zu hart. Problem: Der Shimstack der Zugstufe ist eigentlich sehr straff ausgelegt, es fühlt sich aber nicht so an. Wir vermuten das Öl durch die höheren Drücke vermehrt zwischen Kolbenstange und Laufbuchse gedrückt wird. Bei der OC-Gabel gibt es keine zusätzliche Abdichtung wie bei der CC-Gabel.
    Als nächstes wird versucht dieses eventuelle Problem mit dickerem Öl zu beheben.


    Erstes Fazit fällt aber positiv aus. Negative Überraschungen im Verhalten der Gabel gab es nicht. Fühlte mich nicht so sicher wie mit meiner CC-Gabel, aber das kann ja noch werden ;)

    GSNO Geländesport Nordost

  • Vieleicht ist wirklich die Zugstufe zu straff und wir haben etwas Packing.
    Zugstufe auf bewirkt dann am Midvalve auch Druckstufenänderung, da ja das Klickventil auf beides wirkt.
    Somit müsste nun auch die Druckstufe unten zugedreht werden, um dies auszugleichen.


    Da kommen wir schon noch dahinter ;)


    Freut mich auf alle Fälle sehr, dass der erste Wurf bereits vernünftig läuft.


    VG Erhard

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  • Neues Update:


    Wir haben uns gegen dickeres Öl entschieden, da der Temperatureinfluss auf auf die Dämpfung einen stärkeren Einfluss hätte. Das wollen wir eigentlich vermeiden. Darum wurde das Setting so verändert das der Druck beim Einfedern in der Zugstufenkammer der Cartridge niedriger wurde. Dadurch wird weniger Öl zwischen Kolbenstange und Gleitbuchse aus der Cartridge gedrückt. Erreicht wurde es durch Straffung des Midvalves und gleichzeitige Verringerung der Dämpfung aus dem Basevalve. Natürlich nur so weit das theoretisch keine Kavitation entsteht.


    Bis jetzt hatte ich den Ölaustritt aus der Cartridge bei der Kolbenstangenführung nicht in den Berechnungen der Zugstufe einfließen lassen. Bei einer herkömmlichen OC-Gabel war es nach meinem Empfinden auch nicht nötig, da die Drücke durch die zwei getrennt arbeitenden Holme geringer sind. Bei einem Kolbenstangendurchmesser von 12 mm und einem Spiel von 0.1 mm gesamt (also 0.05 mm rund herum), kommt ca. der gleiche Querschnitt zustande wie bei einer 1.5 mm Bleedbohrung. Dadurch wurde die Zugstufe im Lowspeed jetzt straffer vom Shimpaket abgestimmt, wird sicher dem Fahrgefühl zu gute kommen.


    Der Praxistest wird zeigen ob es die richtige Entscheidung war.

    GSNO Geländesport Nordost

  • Update:
    während Wuddy fleissig testet und mit Restacktor rechnet, kümmere ich mich um Abweichungen im Restacktor. Anhand einer FEM Simulation kommen aber nur gering andere Verformungen heraus (~10%), als die von Restacktor. Dies wird dadurch bereinigt, dass die Shims im Restacktor nominell einfach ein wenig andere Dicke erhalten, so dass die Verformung wieder passt.
    Leider kann ich noch nichts testen, wegen vollem Terminkalender und weil Augsburg noch nicht auf hat. :doof: !!!



    VG Erhard

  • So, meine Gabel ist fertig!
    - basevalve-emulator Platte wie zuvor beschrieben verbaut
    - Midvalve compression ohne float verbaut
    - Midvalve rebound auf den einseitigen Betrieb angepasst


    Alles mit Restackor gerechnet
    - diverse shims extra hergestellt z.B. Deltashims für Midvalve rebound.


    Es folgen die einzelnen Ventile im Vergleich mit der Standard X-plor, rechter Holm.

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  • Midvalve Druckstufe:
    Normal macht man das mit "float". Das bedeutet, das Shimpaket ist nicht fest verschraubt, sondern mit einer Feder auf den Ventilkörper gedrückt. Der Grund ist, dass man am Midvalve sehr viel Öl durchfließen hat.
    Bei der Entwicklung des festen Stacks ohne float war stets das Problem, dass zu viel Dämpfung im low speed entsteht. Ich konnte das aber lösen mit einer super weichen Auslegung mit sehr kleinen crossover shims.


    Wichtig ist hier der Blick auf den Dämpfungskoeffizient. Das floatfreie Ventil(rechts) bleibt bis 20m/s sehr konstant. Dies erleichtert das Zusammenspiel mit dem Basevalve. Ansonsten habe ich dem Midvalve nicht mehr Dämpfung auferlegt als zuvor.

  • Das Basevalve ist im Originalzustand ohne linke Gabelhälfte extrem weich. Die Shimverbiegung ist bei 16m/s im Grunde viel mehr als die Shims aushalten können. Das passiert jedoch nicht (kommen wir noch drauf). Das Verhalten ist vom Start weg extrem degressiv (Dämfungskoeff. nimmt rasch ab)
    Das Basevalve mit Emulator ist wie gewünscht konstant im Dämpfungsverhalten.

  • Dies ist das Zusammenspiel von Basevalve und Midvalve in den beiden Fällen.
    Die blaue Kurve ist die komplette "Bremskraft"
    Der stock Dämpfungskoeffizient ist etwa 12,5 kgf/m*s der "einarmige" ist 25kgf/m*s also doppelt.
    Der stock ist erstaunlich gerade, da ein degressives Basevalve mit einem progressiven Midvalve sich rausmittelt (nicht ohne Auswirkung-kommt gleich!)
    Stock ist im lowspeed Bereich sehr stark und fällt dann ab. Also im Low-mid-speed degressiv.
    Alle diese Unkonstanz und nicht Verstellbarkeit der Stock Version soll natürlich vom linken Gabelholm ausgeglichen werden. (Keine leichte Aufgabe für links)



    Weitere Unterschiede ist die Einstellbarkeit am einarmigen, dank Klickversteller am Basevalve kann man die Druckstufe (comp) in weiten Bereichen verstellen. (Soll wie bekannt beim "stock" auch der linke richten)

  • Hier vergleiche ich die Druckverhältnisse:
    Zu beachten ist die braune Kurve. Es ist der Druck in der Cartridge zwischen Basevalve und Midvalve. Im Falle der Standardgabel ("stock", links) bricht der Druck bei höheren Einfedergeschwindigkeite zusammen. Das ist also Kavitation. Diese Gabel ist hier gefährdet. Das liegt am sehr schwachen und degressiven BaseValve und progressiven MidValve. An der einarmigen Gabel steigen die Reserven gegen Kavitation dagegen stark an mit der Einfedergeschwindigkeit. Also voll im grünen Bereich.
    Anmerkung: Um so viel Dämpfung auf einer Seite rauszuholen wird mit hohen Drücken gearbeitet. Hier bis 150bar.

  • Das wars fürs Erste.
    Restackor hat mir sehr geholfen die original X-plor zu analysieren und zu modifizieren. Für das Programm muss man aber schon ordentlich Zeit investieren und es kann einige meiner Designs nicht rechnen.


    VG Erhard

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  • Erhard, das hast du sehr schön dargestellt :thumb:
    Bin auf deine Fahreindrücke gespannt, aber die jetzige Situation lässt das wohl demnächst nicht zu.
    Da mein Moped streikt, kann ich auch nichts Neues berichten :/

    GSNO Geländesport Nordost

  • Erhard, das hast du sehr schön dargestellt :thumb:
    Bin auf deine Fahreindrücke gespannt, aber die jetzige Situation lässt das wohl demnächst nicht zu.
    Da mein Moped streikt, kann ich auch nichts Neues berichten :/


    Ja bin auch extrem gespannt! Ich hoffe deine Kiste läuft bald wieder wie sie soll!


    Viele Grüße ans andere Ende der Repulik - halt die Ohren steif!


    VG Erhard

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